Gonorrhoe/ Tripper (N.gonorrhoea)
Wichtige Aspekete für alle STD`s
- Alle Partner der letzten 60 Tage vor Infektion: Information, Testung und Behandlung
- HIV / Lues-Testung
- Ev. Hepatitis B Testung und Imfpung
- Pharyngeale und rektale Infektionen verlaufen in > 90% asymptomatisch
Cave Resistenzproblematik
- Deutliche Zunahme von Cephalosporin-Resistenz
- Zur Prävention von Resistenzbildung zwingend Ceftriaxon PLUS Azithromycin (Synergismus)
- Behandlungserfolg kontrollieren bei Rezidivtherapie
- Kultur (mit Resistenzprüfung) bei Rezidiv oder schlechtem Ansprechen (>2d)
- Infektion über Sexualkontakte (häufig kombiniert mit Chlamydien)
- Häufig bei Männern 25-34 J, Risiko: MSM oder Kontakt mit Prostituierten
- Epidemiologie CH s. Grafik
Mann: oft symptomatisch
- Urethritis (purulenter Ausfluss, Dysurie)
- Epididymitis, gelegentlich Hodenschwellung
- Proktitis
- Pharyngitis
- asymptomatische Träger möglich (bes. pharyngeale und rektale Infektionen)
- Klinik kann ähnlich sein wie bei Clamydien-Urethritis
Frau: meist asymptomatisch, wenn Symptome
- Cervizitis (purulenter vaginaler Ausfluss, vaginaler Pruritus, Dyspareunia)
- Urethritis (Dysurie)
- Proktitis
- Pelvic inflammatory Disease (PID), Unfruchtbarkeit
- Oropharyngeale Infektion
- Schwangerschaft:
- vorzeitiger Blasensprung, Frühgeburt
- Chorioamnionitis
- septischer Abort
- Ophthalmia neonatorum
Disseminierte Formen (DGI)
Gonorrhoe kann in ein generalisiertes Stadium übergehen:
- Diagnosekriterien
- Bestätigte DGI
→ Positive Kulturen aus Blut, Synovial-flüssigkeit, Hautbiopsien Wahrscheinliche DGI
→ Positive Kulture anogenital oder oropharyngeal PLUS typische KlinikMögliche DGI
→ Typische Klinik und gutes Ansprechen auf Therapie, negative Kultur
- Bestätigte DGI
- Arthritis-Dermatitis-Syndrom (Haut: mehrere schmerzlose nekrotisierende Pusteln auf erythematösem Grund, häufig an Extremitäten, Tenosynovitis
- Mono-, Polyarthritis (Handgelenk, OSG, MCP-Gelenk, Knie): purulente Arthritis
- Meningitis
- Endocarditis (rasch progrediente Zerstörung der Klappe)
Allgemeine Aspekte
- Inkubationszeit 1-7 Tage
- Sexualanamnese!
- Immer nach anderen STD suchen (Chlamydien, HIV und Hepatitis B Status überprüfen)
Syndromische Therapie ohne Diagnostik vermeiden
- Nur bei typischer Klinik
- Unbedingt Ergänzungsmeldung an Kantonsarzt schicken
Diagnostisches Standardvorgehen
- Wenn immer möglich Diagnose mit PCR sichern (Epidemiologie)
- Vor Beginn einer Antibiotikatherapie sollte eine Kultur angelegt werden um Resistenzen zu erkennen
- Bei typischer Klinik (eitriger Ausfluss urethral/zervikal) ► sofort nach Probenentnahme behandeln
- Bei pos. Laborbestätigung schickt Kantonsarzt automatisch Ergänzungsmeldung
Probenentnahme / Versand
- PCR (spezielle Tupfer/Transportmedium)
- Urethritis Mann: Erststrahlurin (5-10ml)
- Cervicitis Frau: Vaginalabstrich
- ev. Pharynx, Analkanal
- Spezialmedium "eSwab" für PCR;
wenn pos. kann Labor aus gleichen Material Kultur anlegen
⇒beachte Hinweise zur Resistenzproblematik
Urethritis, vaginale, anale oder Oropharyngeale Gonorrhoe
- Ceftriaxon 500 mg im (4ml Lidocain 1% statt aqua ad inj. aufziehen und i.m. spritzen)
PLUS - Azithromycin 1 g p.o. Einmaldosis
Disseminierte Gonorrhoe
- Ceftriaxon 1 g i.v. alle 24 h für 7 d
evt. Wechsel auf p.o. nach 24-48 h sobald- Klinik besser, bei negativer Resistenzprüfung: Cefixim 400 mg alle 12 h p.o.)
Cephalosporin-Allergie
- Nur wenn tatsächlich gesicherte, schwere Allergie
- Azithromycin 2 g einmalig p.o., Therapieerfolg klinisch nachkontrollieren
Partnerbehandlung, Infektiosität
- Alle Partner der letzten 60 Tage kontaktieren:
- Information, Testung und gleichzeitige empirische Behandlung (wegen Infektiosität!)
- Kein oder geschützter Geschlechtsverkehr für 1 Woche nach Therapiestart. Oralverkehr ist auch ansteckend!
- Bei verzögertem Therapieansprechen (>2d): Resistenz überprüfen, kein Sex!
Referenzguideline (Grundlage für SSI-Version):
Gonorrhoe: neue Empfehlungen zu Diagnostik und Behandlung, Schweiz Med Forum 2014;14(20):407-409
Dokumentation zu dieser SSI-Guideline
- Diese Guideline wurde 2014 durch eine Expertengruppe der SSI erstellt:
(L. Toutous Trellu, D. Oertle, P. Itin, HJ. Furrer, C. Scheidegger, M. Stoeckle, P. Schmid, E. Bernasconi, M. Cavassini, E Boffi El Amari, C. Kahlert, P. Vernazza, J. Fehr, A. Calmy, N. Low, G. Martinetti Lucchini, P. Tarr) - Die Guideline wurde noch vor Inkrafttreten des SSI-Konzeptes zur Erstellung von Guidelines vom 7.5.17 erstellt und 2014 publiziert
- Die vorliegende Kurzfassung der publizierten Guideline wurde durch einen Co-Autor der ursprünglichen Guidline überprüft und im Rahmen des Review-Prozesses SSI-Guidelines vom 7.5.17 (SGInf.ch) validiert
- Die Guidleine wird voraussichtlich 2018 durch die Schweizerische Gesellschaft Infektiologie (SGInf) gemäss dem Konzept SSI-Guidelines vom 7.5.17 überarbeitet
Informationen zu den Experten, allfälligen Interessenskonfliken und Ablauf der Guideline-Entwicklung finden sich hier
Antibiotika richtig einsetzen
⇒ Beachte Patientenfaktenblatt der Pharmasuisse, FMH und des BAG
- Faktenblatt (pdf)
- Bestellformular für "Faktenblatt Antibiotikaresistenzen" online auf Webseite www.antibiotika-richtig-einsetzen.ch